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Mittwoch, 25. Januar 2017

Umschüler im Porträt: Antonia Ruimin

Umwege gehören für viele Menschen zum Leben. Manchmal schlägt dieses richtige Haken, bis eine neue Richtung eingeschlagen werden kann. Für Antonia Ruimin hat der Beginn ihrer Umschulung beim Werkhof in Regensburg eine neue Perspektive eröffnet. Im Herbst 2016 hat die 37-jährige Mutter zweier Kinder mit der Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in der Verwaltung des kirchlichen Integrationsunternehmens begonnen. Die erste ganz große Richtungsänderung kam mit 19 Jahren, als sie mit ihren Eltern Kasachstan verließ, um nach Deutschland zu ziehen. Damit begann eine Zeit voller Wechsel und Wendungen mit Stationen in Murnau, Augsburg, Schwandorf, USA und schließlich Regensburg.

Auch beruflich war sie vielseitig tätig, ohne allerdings je einen Ausbildung ganz abgeschlossen zu haben. Sie hat als Laborantin und Verkäuferin gearbeitet, wie im Multi-Level-Marketing. Im Selbststudium hat sie sich mehrere Sprachen, darunter englisch, französisch und ein wenig italienisch beigebracht. Damit ist Ruimin ihrem einstigen Berufswunsch, Fremdsprachen zu studieren, wenigstens teilweise nahe gekommen. Als Dolmetscherin hat sie auch schon gearbeitet, hat anderen Spätaussiedlern bei Behördenangelegenheiten geholfen – ohne allerdings dafür bezahlt zu werden. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland mit zwei schulpflichtigen Kindern wollte sie sich weiterbilden und gleichzeitig arbeiten gehen, um „meinen Kindern ein Vorbild sein“ zu können. Das wurde selbst für die leistungsfähige Frau zuviel, sie musste die privat finanzierte Fremdsprachenausbildung abbrechen.
Auf Empfehlung des Jobcenters kam sie zu Blickpunkt Beruf. Hier fand sie die Umgebung und Unterstützung, die sie benötigte. Allerdings konnten auch die Pädagoginnen wenig helfen, als auf ihre Bewerbungen eine Absage nach der anderen eintrudelte. Sie sei zu alt, erfuhr sie hinter vorgehaltener Hand. Eines der Praktika machte sie beim Werkhof und bohrte gleich nach, ob sie nicht dableiben und eine Ausbildung in der Verwaltung machen könne. Sie überzeugte, das Arbeitsamt spielte mit und jetzt hat sie sich bereits daran gewöhnt in der Berufsschule neben anderen Azubis zu sitzen, die nur wenig älter als ihre eigenen Kinder sind. „Am Anfang war das schon komisch“, gesteht sie sich ein mulmiges Gefühl ein. Inzwischen habe „ich mich daran gewöhnt und profitiere von den jungen Leuten“, lacht sie.
„Ich weiß immer was angesagt und gerade ‚in’ ist“. Im Frühjahr macht sie bereits ihre erste Zwischenprüfung, am Internationalen Frauentag – ihrem Geburtstag. Ruimin ist zuversichtlich, dass es mit der Umschulung klappt. Dann hat sie auch wieder mehr Zeit für Hobby, das Singen in einer Jazz- und Bluesband. Schon jetzt versucht sie, zwischen Ausbildung, Schule, Haushalt und Kindererziehung hie und da etwas Zeit für ihre Leidenschaft abzuzwacken. Es gelingt nur selten!