Mittwoch, 05. Juli 2017
Neben Liebhabern und manchmal durchaus betuchten Flohmarktgängern, gibt es schließlich noch andere GWH-Kunden. Solche, die mit ihrem Geld genau haushalten müssen. Sie hoffen etwas zu sparen, wenn sie in einem der Gebrauchtwarenhäuser einkaufen, die zum Werkhof gehören. Für sie lohnt es sich besonders, wenn sie auf der Suche nach einem Bett, einer Couch oder einer gebrauchten Waschmaschine fündig werden. Mit dem Stadtpass bekommen sie in Regensburg und Schwandorf einen Nachlass auf ihre Einkäufe. Auf gebrauchte Elektrogeräte gibt es zudem eine Gewährleistung von einem Jahr. Diese gilt auch für gebrauchte Fahrräder, die von der Fahrradwerkstatt des Werkhofs und den GWHs angeboten werden. Auch Studenten und Menschen, die öfter etwas Neues um sich haben wollen, zählen zum Kundenkreis.
Sie schätzen es, diesen Monat auf einem Marken-Sofa fernzusehen und im nächsten Monat die Küche mit nostalgischen Möbeln umzugestalten. Sie geben auch gern mal etwas ab, bringen im Frühjahr und Herbst Bündel mit gebrauchten Klamotten zur Annahmestelle und suchen sich in den Kleiderständern wieder schöne, gebrauchte Modeartikel für die nächste Saison.
Das Regensburger GWH bietet heute eine große Vielfalt an Artikeln fast für alle Lebensbereiche an. Von der bequemen Couch bis zum einfachen Trinkglas, von der Designerlampe bis zum Stereo-Verstärker, von einer bäuerlichen Kuhglocke bis zur überholungsbedürftigen Zither aus einer alten Werkstatt findet man auf zwei Stockwerken eine Fülle an nützlichen, dekorativen, nostalgischen und schönen brauchbaren Dingen. Das war nicht immer so.
Vor über zwanzig Jahren hat der Werkhof damit begonnen gebrauchte Möbel und Einrichtungen vorwiegend an Sozialhilfeempfänger abzugeben.
In der Scheune, die damals als Lager und Verkaufsraum diente, fanden sich aber bald auch andere Interessenten ein. Als sich im Auweg, wo bereits das Handwerk und die Verwaltung des Werkhofs eine Bleibe gefunden hatten, das langgestreckte Gebäude der ehemaligen Sauerkonservenfabrik anbot, griff man zu. Mit einem deutlich erweiterten Konzept entstand das erste Gebrauchtwarenhaus.
Zwar konnte aufgrund der baulichen Vorgaben außen kaum Werbung gemacht werden. Dennoch sprach es sich schnell herum, dass man dort im Stadtosten wunderbar stöbern und günstig einkaufen kann. „Genau so wos hab` i g`suacht - schee!“ Solche Verzückungsrufe bekommen die Mitarbeiter im Verkauf seither oft zu hören. So findet eine Kundin den passenden Kaffeekannendeckel als Ersatz für das zerbrochene Erbstück und ein junges Pärchen fragt eine Kundenberaterin, ob es den gefundenen Küchenmixer ausprobieren könnte? Klar geht das! Manchmal schließt sich an die Genugtuung, das Richtige gefunden zu haben, die Frage an: „Wo habt ihr denn das her?“
Wenn viel los ist, verweist der Kassierer dann an die Verkaufsleiterin. In Regensburg ist das Evi Wedhorn. Seit über einem Jahrzehnt organisiert die frühere Leiterin eines Getränkemarktes das GWH, das mit Lager, Reinigung und Sortierung vermutlich komplexer als vergleichbare normale Kaufhäuser ist. Wenn es die Zeit erlaubt, erzählt Wedhorn gern, wie das Kaufhaus funktioniert. Da es nicht einfach beim nächstbesten Hersteller Waren bestellen kann, sind es vorwiegend zwei Bezugsquellen, woher die Gebrauchtwarenhäuser ihre Möbel, Kleidung und sonstigen Dinge beziehen. „Viel kommt über Spenden rein“, erläutert Wedhorn, „und wird von uns nach Durchsicht und Reinigung über den Verkauf wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt.“ Menschen die „gut finden, was von uns gemacht wird, bringen Sachen vorbei, die sie zuhause aussortiert haben“. Das geht vom Kinderzimmer, über die ausgediente Schallplattensammlung bis zur kompletten Skiausrüstung oder eine Einbauküche, weil man etwas Neues angeschafft hat.
„Schwierig ist es manchmal“, verweisen Wedhorn und Werkhof-Chef Hans Seidl unisono auf ein heikles Thema, „etwas abzulehnen, das wir angeboten bekommen.“ Seidl nennt als Beispiel Menschen, die sich „irgendwann dazu durchringen ihre sorgsam gepflegten, alten Möbel abzugeben.“ Diese beharrten dann manchmal darauf, dass ihre Wohn- oder Schlafzimmer noch gut seien. Versuche man diesen Spendern klar zu machen, dass „heutzutage niemand mehr – nicht einmal geschenkt – eine Wohnzimmerschrankwand oder ein Schlafzimmer in Eiche rustikal haben möchte“, stoße man zuweilen auf blankes Unverständnis. Die Gebrauchtwarenhäuser müssen letztlich aber etwas verkaufen können, um ihre fest angestellten Mitarbeiter, die monatliche Pacht, Heizung, Strom und natürlich auch die pädagogische Betreuung für Mitarbeitende in Arbeitsgelegenheiten, bezahlen zu können.
Manchmal muss dann eine gut gemeinte Spende abgelehnt und Möbel entsorgt werden, obwohl sie zwar bejahrt, aber nicht komplett abgenutzt sind. Als weiteren „wichtigen Lieferant für neue Ware“, verweist Seidl auf Wohnungsauflösungen und -räumungen. An allen drei Standorten in der Oberpfalz bietet der Werkhof diesen Service an. Darüber kommen fast täglich gebrauchte Möbel und Haushaltseinrichtungen in die GWHs, die verkaufbar sind. Diese „Dinge mit Geschichte“ werden von den Mitarbeitern der jeweiligen Fuhrdienste kostenlos abgeholt. Nach Durchsicht, Säuberung und manchmal Ausbesserung, wartet „alles, was sich verkaufen lässt“, sorgsam präsentiert im Verkaufsraum auf Sammler und Kunden.
Abgenutzte Möbel und nicht Verwertbares entsorgen die zupackenden Fuhrdienstmitarbeiter ordentlich und fachgerecht.
Immer wieder komme es zudem vor, führt Wedhorn noch an, dass „Handelsfirmen ihre Lager frei räumen und uns ihre alten Bestände zur Abholung anbieten“. Oder Betriebe fragen nach, ob sie ausgemusterte Dinge vorbeibringen können, statt sie auf den Müll zu werfen.
Die Teams in den Gebrauchtwarenhäusern freuen sich über solche Angebote. Denn damit können sie wieder Kunden zufrieden stellen. „Und nicht zuletzt leisten wir damit auch einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Leben und Wirtschaften“, ist Seidl überzeugt. Das Angebot in den GWHs hängt vielfach von Zufällen ab und entwickelt manchmal Glücksfälle.
Mit Möbeln aus dem GWH werden auch Wohnungen für Flüchtlinge oder für obdachlose Menschen ausgestattet. Manchmal suchen Laientheater nach Dingen, mit denen sie ihre Stücke ausstatten können. Eine ungewöhnliche Geschichte ereignete sich vor einigen Jahren. Bei den Möbeln, die nach dem Tod einer alten Frau dem Werkhof überlassen wurden, befand sich auch ein schönes Küchenbuffet. Bei der Endkontrolle fand sich versteckt in einer Schublade ein beachtlicher Geldbetrag. Nach intensiver Recherche konnte der Spender, ein Erbe der alten Dame, ermittelt werden. Diesem wurde der Geldfund zurückgegeben.
Gebrauchtwarenhaus Regensburg im Auweg 22, Tel. 0941 600 939-0
Öffnungszeit: Montag – Freitag 9 – 17.30 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr
Gebrauchtwarenhaus Schwandorf in der Hertzstr. 12, Tel. 09431 3999 657
Öffnungszeit: Montag bis Freitag von 9 - 17 Uhr
Gebrauchtwarenhaus Sulzbach-Rosenberg in der Hauptstr. 40, Tel. 09661 814 890 (Silvia Ostler), Öffnungszeit: Montag bis Freitag von 9 – 17.30 Uhr
Wer etwas abgeben will, kann das direkt bei einem der Gebrauchtwarenhäuser machen. Für umfangreiche Abgaben kann telefonisch eine Abholung vereinbart werden.